Sommertour zum Thema Inklusion

Meine Sommertour im Wahlkreis fand diesmal mit dem Schwerpunkt„Inklusion“ statt. Vor allem wollte ich erfahren, wie Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen bzw. Einschränkungen ihren Alltag bewältigen und wie inklusiv die Arbeitswelt für sie aussieht.

Dazu habe ich am 23. Juli die anthroposophisch ausgerichteteStecknitz-Werkgemeinschaft gGmbH in Bliestorf besucht. Das Team mit Geschäftsführerin Bärbel Feddern hat mich herzlich begrüßt. Bei einem gemeinsamen Rundgang habe ich wertvolle Einblicke in die Werkgemeinschaft erhalten. Menschen mit besonderen Begleit- und Betreuungsbedürfnissen haben dort vier Beschäftigungsbereiche zur Auswahl: die Gärtnerei, die Hauswirtschaft (inkl. Großküche), die Holzwerkstatt oder die Weberei (zzgl. klassischer Handwerksarbeiten). Mich hat besonders das handwerkliche Geschick an den Webstühlen beeindruckt. Auch die Unikate aus der Holzwerkstatt zeigen besondere handwerkliche Fertigkeiten.

Neben diesen praktischen Tätigkeiten erhalten die Bewohner*innen Unterstützung bei der Alltagsbewältigung. Dazu gehört zum Beispiel, das Fahrradfahren zu lernen oder sich im Bus- und Nahverkehr zurechtzufinden. Das sind wichtige Schritte auf dem Weg zu mehr Selbständigkeit, wie es auch das Bundesteilhabegesetz vorsieht. Die Stecknitz-Werkgemeinschaft sieht die damit verbundenen Chancen. Gleichzeitig bedeutet die Befähigung zu mehr Selbständigkeit eine hohe individuelle Betreuungsleistung – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung in Zeiten des Fachkräftemangels. Eine weitere Herausforderung besteht zunehmend darin, Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen oder mit besonderen Begleitbedürfnissen im Alter angemessen zu pflegen. Darauf sind die Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen noch nicht ausreichend vorbereitet, wie im Gespräch mit der Geschäftsführung deutlich wurde.

Meine Inklusions-Tour habe ich am 26. Juli beim Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow gGmbH (LHW) fortgesetzt. Dort habe ich die Werkstätten in Mölln besucht. Stephan Krüger, Einrichtungsleiter der Betriebs- und Werkstätten in Mölln, Jürgen Schroth, Produktionsleiter, Auftragsbeschaffung, Handwerksmeister im Holzbereich, Matthias Ahrens, 1. Vorsitzender Werkstattrat (Interessenvertretung der Leistungsberechtigten) sowie Oliver Mallin, Leiter Finanzen, haben sich ausführlich Zeit für die Besichtigung und meine Fragen genommen.

Genauso wie in Bliestorf stehen auch in Mölln unterschiedliche Handwerks- und Wirtschaftsbereiche zur Auswahl, wie zum Beispiel die Großküche, der Gartenbau, die Tischlerei, die Fahrrad- oder die Metallwerkstatt. Am Standort Mölln, der 1973 gegründet wurde, beschäftigt das LHW mehr als 100 Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Einschränkungen; kreisweit gibt es mehr als 550 Werkstattplätze.

Im Gespräch mit den Verantwortlichen habe ich erfahren, wie schwierig es für Menschen mit geistigen Behinderungen oder Beeinträchtigungen ist, einen beruflichen Abschluss zu erhalten. Dadurch wird der reguläre Arbeitsmarkt zum unerreichbaren Ziel. Stephan Krüger betonte, dass es dem LHW darauf ankommt, die Menschen so zu befähigen, möglichst viele Entscheidungen eigenverantwortlich treffen zu können. Eine sinnvolle Beschäftigung sei in dieser Hinsicht ein Grundbaustein.

In der Gesellschaft sei allerdings die Diskriminierung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen allgegenwärtig, wie Matthias Ahrens erläuterte. Es fehle nicht seltender Mut auf Arbeitgeberseite, inklusive Arbeitsplätze anzubieten. Bei der Wohnungssuche sei die Ablehnung ebenfalls spürbar. Allein mit dem Bundesteilhabegesetz ist es also nicht getan, auchgesellschaftlich ist ein Sinneswandel erforderlich.

Ich habe viele neue Eindrücke gewonnen und bedanke mich bei den Gastgebern für den offenen und konstruktiven Austausch!

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