Alternative Form der Bestattung in Mölln 6. Juni 202427. August 2024 Oliver Brandt, MdL, Johannes Stettner von der Friedhofsverwaltung der Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Mölln und Pablo Metz, Co-Gründer des Unternehmens Meine Erde (v.l.n.r.). Foto: Regionalbüro Oliver Brandt Bei einem Besuch auf dem Neuen Friedhof in Mölln sprach der Landtagsabgeordnete Oliver Brandt (Bündnis 90/Die Grünen) mit Pablo Metz, Co-Gründer des Unternehmens „Meine Erde“ darüber, wie eine „Reerdigung“ abläuft. Die Reerdigung ist eine alternative Bestattungsform, die seit 2022 in Schleswig-Holstein im Rahmen einer Erprobungsklausel zugelassen war. Vor wenigen Wochen hat der Landtag das Bestattungsgesetz geändert und die Erprobung um weitere zwei Jahre verlängert. Einer der zwei bislang einzigen Standorte – und der erste in Deutschland –, ist das Alvarium von „Meine Erde“ in Mölln. Pablo Metz erläuterte das Verfahren, bei dem der Körper eines verstorbenen Menschen in Erde umgewandelt, also reerdigt wird. Der Leichnam wird dazu in einem eigens dafür entwickelten Kokon auf Heu, Stroh, Schnittgut sowie Blumen eingeschlossen. Innerhalb von 40 Tagen verwandeln natürliche Mikroorganismen den Körper zu Humus. Abschließend erfolgt eine Erdbestattung auf dem Friedhof. Allerdings ist dies gegenwärtig nur in den drei Nordländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein erlaubt. Oliver Brandt, MdL, besucht das Alvarium in Mölln. Foto: Regionalbüro Oliver Brandt Diese neue Form der Bestattung wird von der Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet. Pablo Metz betonte in diesem Kontext die gewissenhaften Prüfungen der Behörden, um eine transparente und rechtlich vollkommen gesicherte Bestattung anzubieten. Am Standort in Mölln in der Kapelle des Neuen Friedhofs, die Meine Erde von der Nordkirche pachtet, befinden sich aktuell vier Kokons. Die Nachfrage sowohl von Interessent*innen aus Deutschland als auch aus Ländern wie Dänemark oder Schweden ist nach Angaben von Pablo Metz hoch. Das Gespräch von Oliver Brandt und Pablo Metz berührte außerdem ethische und kulturelle Aspekte einer Bestattung. Vor hundert Jahren war es völlig normal, dass Menschen zu Hause gestorben sind und sich die Angehörigen auch dort verabschieden konnten, merkte Pablo Metz an. Doch inzwischen sind Sterben und Tod ein Randthema in unserer Gesellschaft geworden. Meine Erde möchte daher den Menschen mit der Reerdigung Mut beim Abschiednehmen machen. Oliver Brandt freute sich, dass mit der Reerdigung die Bestattungskultur in Schleswig-Holstein um eine weitere Facette erweitert wird: „Die Gewohnheiten ändern sich, dass betrifft auch die Bestattung. Im Land hat die Politik den Weg frei gemacht für eine neue, andere Form der Bestattung und schnell die Voraussetzungen geschaffen, um hiermit Erfahrungen zu sammeln.“