Vor 22 Jahren entstand auf dem Gut Groß Zecher am Schaalsee das erste Agroforstsystem in Deutschland. Wie es dazu kam und was genau die Bewirtschaftung beinhaltet, habe ich bei einem Besuch am 26. Mai 2025 von Hannelore von Witzendorff, Besitzerin von Gut Groß Zecher, und Bio-Landwirt Conrad Torkler erfahren. Mein Landtagskollege Dirk Kock-Rohwer, Sprecher für Landwirtschaft in der Grünen Fraktion, sowie Martin Merlitz aus der Kreistagsfraktion waren bei diesem Termin im Wahlkreis ebenfalls dabei.
Agroforstwirtschaft bedeutet, eine Fläche zwischen und unter Bäumen ackerbaulich oder kombiniert mit einer Weidefläche zu nutzen. Während in Frankreich, Italien oder Spanien diese besondere Art der Landwirtschaft bereits etabliert ist, sind die Flächen in Deutschland überschaubar. Nach Schätzung des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e. V. sind aktuell (Stand Dezember 2024) 203 Agroforstsysteme mit einer Gesamtfläche von 1.703 Hektar ausgewiesen.
Auf dem Gut Groß Zecher befinden sich zehn Hektar Agroforst. Die Gutsbesitzerin erklärte in unserem Gespräch anschaulich ihre Motivation hinter diesem Projekt. Aspekte der nachhaltigen Forstwirtschaft, der Artenvielfalt, aber auch der landschaftlichen Ästhetik gaben für sie den Ausschlag für ein Agroforstsystem. Hannelore von Witzendorff startete Anfang der 2000er Jahre zusammen mit dem wissenschaftlich begleiteten Projekt auf dem Gut.
Christoph Torkler und Conrad Torkler erläutern am Modell, wie sie die landwirtschaftliche Fläche nutzen. (Foto: Regionalbüro Oliver Brandt)Dirk Kock-Rohwer (MdL) (rechts im Bild) erkundigt sich nach den Prinzipien eines Agroforstsystems. (Foto: Regionalbüro Oliver Brandt)
Verantwortlich für die landwirtschaftliche Nutzung sind seit 2021 Conrad Torkler und sein Sohn Christoph. Die beiden Landwirte bauen dort in wechselnder Fruchtfolge bis zu vier verschiedenen Ackerfrüchte an: zum Beispiel Buchweizen, Klee, Hafer oder Roggen. Der Ackerbau zwischen den Baumreihen trägt zur Bodenverbesserung bei und bietet darüber hinaus ökologische Nischen für Vögel und Insekten. Die Standortbedingungen in Groß Zecher – vor allem der sandige Boden mit geringem Wasserhaltevermögen – erfordern eine vorausschauende Auswahl klimatoleranter Baumarten. Bei Nachforstungen werden daher wärme- und trockenheitsresistente Arten favorisiert.
Mein Fazit nach diesem spannenden Besuch:
„Agroforsten können ein Baustein hin zu einer resilienten und klimaangepassten Landwirtschaft sein. Das Beispiel in Groß Zecher hat mir gezeigt, dass unkonventionelle Anbauformen ihren Platz in unserer Landschaft haben.“
Martin Merlitz (rechts) und Oliver Brandt erfahren von Hannelore von Witzendorff, wie das Agroforstsystem strukturiert ist (Foto: Regionalbüro Oliver Brandt)
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